Hallo zusammen,
ich hab mir letztes Jahr eine S53 C in Berlin gekauft. Ich hatte damals noch überhaupt keine Ahnung, weder von Motorradtechnik allgemein noch von Simson im Speziellen, was sich beim Kauf bitter gerächt hat.
Da ich schon viel von Ärger mit Unterbrecher-Zündungen gehört hatte, wollte ich unbedingt eine Elektronikzündung. Die hatte die.
Was mir auch gut gefiel, sie hatte eine Scheibenbremse (war also auf den ersten Blick eine CX). Dazu noch Baujahr ´91, also theoretisch für 60 km/h gut (ob das so ist, wird eine Anfrage beim KBA demächst zeigen). Das Ding sprang beim Vorführen auf den ersten Kick an. Rost war zwar ein bisschen dran, aber na ja. Etwas komisch fand ich, dass ich keinen Chokehebel sehen konnte, der (jugendliche) Verkäufer erklärte mir, der wäre am Vergaser. Da war tatsächlich so ein komischer Haken, den man ziehen konnte. Hab mir da wenig bei gedacht.
Es dauerte ein bisschen, bis ich sie abtransportieren konnte und dann musste ich sie auch erst einmal auf halbem Weg zwischenparken, da die Sache mit dem Transport länger gedauert hatte und ich abends verabredet war. Als ich sie dann endlich holen wollte, gings los - sie sprang auch nach x-mal kicken nicht an. Der Choke ließ sich nicht vernünftig ziehen, war ja nicht am Lenker, sondern wie gesagt am Vergaser.
[Ich weiss mittlerweise warum: Einer von meinen werten Vorbesitzern hat die Scheibenbremse offenbar nachträglich eingebaut. Ursprünglich waren wohl die Orginal-Kupplungs- und Bremshebel verbaut, sprich der Choke rechts. Bei der CX-Scheibenbremsen-Version sind aber Magura-Hebel verbaut, da ist der Choke links. Die Vorbesitzer waren wohl zu faul oder zu unwissend, die Magura-Hebel zu besorgen.]
Hab die Maschine dann zu Fuß zu einem Simson-Laden geschoben, der mir aber nicht helfen wollte ("hab zu viel zu tun"). Eine Woche später wieder probiert - nach ewig kicken sprang sie tatsächlich an! Und ich konnte - schweißgebadet - nach Hause, es war noch ein weiter Weg durch Berlin-Mitte, und ich hatte noch nicht viel Fahrpraxis...
Zu Hause hab ich mir dann die Wartungs-/Erste-Hilfe-Seite von Simantik zu Gemüte geführt (falls der Verfasser mitliest: vielen Dank - richtig gute Seite!). Also den vergammelten Benzinschlauch ersetzt. Vorsichtshalber auch eine neue Zündkerze eingebuat (war keine Isolator), neues Zündkabel, das sah schon ziemlich na ja aus. Ansonsten konzentriert ich mich auf den Vergaser - Zündfunke war ja offensichtlich dagewesen. Und diese Sache mit dem Choke war schon komisch. Also Vergaser ab, weil ich ja bei euch gelesen hatte, dass der erstmal sauber gemacht werden soll. War aber ziemlich sauber, allerdings nicht plan. Der merkwürdige Chokehebel liess sich auch mit viel Krafaufwand nicht aus dem BVF-Vergaser entfernen.
Ich entschied mich dann für den Radikal-Rückbau (in Richtung S53CX: Bing-Vergaser rein, neuer Lenker (es war so ein Enduro-Lenker verbaut, Magura-Kupplungshebel mit Choke bei Ebay besorgt).
Nach mehreren Wochen (ich arbeite unter der Woche sehr lang, schrauben ist nicht jedes Wochenende dring) und mittlerweile sehr kritischen Fragen meiner Freundin ("Willst du dieses blöde Ding nicht endlich weiterverkaufen?") war es geschafft: Vergaser eingebaut, neuer Lenker (Straßenversion) mit Choke an der Kupplung, Scheibenbremse neu befüllt (die Bremsflüssigkeit war auch schon ziemlich hin...), neue Bowdenzüge.... und viel Geld weg. :x
Der erste Startversuch mit "richtigem" Choke und neuem Vergaser - nach zig Mal treten musste ich endnervt aufgeben. Nichts! Hatte ich den Vergaser falsch eingebaut? Kommentar meiner Liebsten: "Verkauf das Ding endlich!".
Die Lust am Schrauben war mir erstmal vergangen. Es wurde Winter, keine Möglichkeit zu schrauben (hab keine Garage). Zudem tat sich beruflich einiges, neuer Job in Köln, Umzug, keine Zeit für Technikspielchen. Ich konnte gerade noch durchsetzen, dass die Simson nach Düsseldorf mitgenommen wird, Hauptargument war, dass das keinen Aufpreis kostete.
In Düsseldorf stand die jetzt auch erst mal ein paar Wochen rum, es gab weiß Gott wichtigeres zu tun. Ich hatte noch die Idee, dass es vielleicht an der mangelhaften Spritversorgung liegen könnte, sprich Benzinfilter zu. War es aber auch nicht, Benzin floss ohne Probleme. Vor ein paar Wochen kam dann ein Freund zu Besuch. Schaute die Maschine kurz an und meinte: "Was ist denn mit dem Zündkabel, das ist ja ganz locker?" Tatsächlich. War nicht fest in der Zündspule. Ich schaute kurz in der Simantik-Seite nach: da stand doch tatsächlich, dass die Zündspule zwar nicht schnell kaputt geht, aber der Dorn, auf dem das Kabel sitzt, gerne abgammelt. Bin dann zum örtlichen Simsonhändler, neue Zündspule besorgt. Als ich die einbauen wollte, musste ich feststellen, dass die Batterie total korrodiert war. Und keine Sicherung eingebaut. Also das auch noch alles besorgt
Dann hab ich letztes Wochenende alles mit dem Schaltplan von Moser eingebaut (falls Herr Moser mitliest: ebenfalls vielen Dank! Super!). Alte Zündspule ausgebaut, der Dorn war offensichtlich kaputt. Beim Einbau der Zündspule stellte ich dann noch fest, dass die Kabel an den Zündspulenkontakten (also Masse/zum Steuerteil) vertauscht waren. Der korrekte Einbau war eine Sache von Minuten.
Und dann, der große Moment - jetzt müsste doch alles richtig sein, wenn´s jetzt nicht klappt, geht ich zur Werkstatt oder das Ding kommt auf den Sondermüll - "Wrumm!". Die Simson geht auf den zweiten Kick an. So schnell wie noch nie. Ein tolles Gefühl - nach über einem Jahr Basteln, Lektüre, Leute befragen, letztlich doch alles hinbekommen zu haben.
Es ist zwar auch jetzt noch viel zu tun (zu langen Krümmer umbauen, Elektrik, Benzinhahn wechseln...). Aber das wird jetzt schon, mit eurer Hilfe, hoffe ich...
Meine Erkenntnis aus der Sache: man sollte sich niemals zu sicher sein, dass ein bestimmtes Problem vorliegt ("Kann ja nur der Vergaser sein). Lieber noch mal einen Schritt zurücktreten und noch mal prüfen ("Liegt es vielleicht doch an der Zündung?"). In diesem Sinne
liebe Grüße
Freaky_freddy
ich hab mir letztes Jahr eine S53 C in Berlin gekauft. Ich hatte damals noch überhaupt keine Ahnung, weder von Motorradtechnik allgemein noch von Simson im Speziellen, was sich beim Kauf bitter gerächt hat.
Da ich schon viel von Ärger mit Unterbrecher-Zündungen gehört hatte, wollte ich unbedingt eine Elektronikzündung. Die hatte die.
Was mir auch gut gefiel, sie hatte eine Scheibenbremse (war also auf den ersten Blick eine CX). Dazu noch Baujahr ´91, also theoretisch für 60 km/h gut (ob das so ist, wird eine Anfrage beim KBA demächst zeigen). Das Ding sprang beim Vorführen auf den ersten Kick an. Rost war zwar ein bisschen dran, aber na ja. Etwas komisch fand ich, dass ich keinen Chokehebel sehen konnte, der (jugendliche) Verkäufer erklärte mir, der wäre am Vergaser. Da war tatsächlich so ein komischer Haken, den man ziehen konnte. Hab mir da wenig bei gedacht.
Es dauerte ein bisschen, bis ich sie abtransportieren konnte und dann musste ich sie auch erst einmal auf halbem Weg zwischenparken, da die Sache mit dem Transport länger gedauert hatte und ich abends verabredet war. Als ich sie dann endlich holen wollte, gings los - sie sprang auch nach x-mal kicken nicht an. Der Choke ließ sich nicht vernünftig ziehen, war ja nicht am Lenker, sondern wie gesagt am Vergaser.
[Ich weiss mittlerweise warum: Einer von meinen werten Vorbesitzern hat die Scheibenbremse offenbar nachträglich eingebaut. Ursprünglich waren wohl die Orginal-Kupplungs- und Bremshebel verbaut, sprich der Choke rechts. Bei der CX-Scheibenbremsen-Version sind aber Magura-Hebel verbaut, da ist der Choke links. Die Vorbesitzer waren wohl zu faul oder zu unwissend, die Magura-Hebel zu besorgen.]
Hab die Maschine dann zu Fuß zu einem Simson-Laden geschoben, der mir aber nicht helfen wollte ("hab zu viel zu tun"). Eine Woche später wieder probiert - nach ewig kicken sprang sie tatsächlich an! Und ich konnte - schweißgebadet - nach Hause, es war noch ein weiter Weg durch Berlin-Mitte, und ich hatte noch nicht viel Fahrpraxis...
Zu Hause hab ich mir dann die Wartungs-/Erste-Hilfe-Seite von Simantik zu Gemüte geführt (falls der Verfasser mitliest: vielen Dank - richtig gute Seite!). Also den vergammelten Benzinschlauch ersetzt. Vorsichtshalber auch eine neue Zündkerze eingebuat (war keine Isolator), neues Zündkabel, das sah schon ziemlich na ja aus. Ansonsten konzentriert ich mich auf den Vergaser - Zündfunke war ja offensichtlich dagewesen. Und diese Sache mit dem Choke war schon komisch. Also Vergaser ab, weil ich ja bei euch gelesen hatte, dass der erstmal sauber gemacht werden soll. War aber ziemlich sauber, allerdings nicht plan. Der merkwürdige Chokehebel liess sich auch mit viel Krafaufwand nicht aus dem BVF-Vergaser entfernen.
Ich entschied mich dann für den Radikal-Rückbau (in Richtung S53CX: Bing-Vergaser rein, neuer Lenker (es war so ein Enduro-Lenker verbaut, Magura-Kupplungshebel mit Choke bei Ebay besorgt).
Nach mehreren Wochen (ich arbeite unter der Woche sehr lang, schrauben ist nicht jedes Wochenende dring) und mittlerweile sehr kritischen Fragen meiner Freundin ("Willst du dieses blöde Ding nicht endlich weiterverkaufen?") war es geschafft: Vergaser eingebaut, neuer Lenker (Straßenversion) mit Choke an der Kupplung, Scheibenbremse neu befüllt (die Bremsflüssigkeit war auch schon ziemlich hin...), neue Bowdenzüge.... und viel Geld weg. :x
Der erste Startversuch mit "richtigem" Choke und neuem Vergaser - nach zig Mal treten musste ich endnervt aufgeben. Nichts! Hatte ich den Vergaser falsch eingebaut? Kommentar meiner Liebsten: "Verkauf das Ding endlich!".
Die Lust am Schrauben war mir erstmal vergangen. Es wurde Winter, keine Möglichkeit zu schrauben (hab keine Garage). Zudem tat sich beruflich einiges, neuer Job in Köln, Umzug, keine Zeit für Technikspielchen. Ich konnte gerade noch durchsetzen, dass die Simson nach Düsseldorf mitgenommen wird, Hauptargument war, dass das keinen Aufpreis kostete.
In Düsseldorf stand die jetzt auch erst mal ein paar Wochen rum, es gab weiß Gott wichtigeres zu tun. Ich hatte noch die Idee, dass es vielleicht an der mangelhaften Spritversorgung liegen könnte, sprich Benzinfilter zu. War es aber auch nicht, Benzin floss ohne Probleme. Vor ein paar Wochen kam dann ein Freund zu Besuch. Schaute die Maschine kurz an und meinte: "Was ist denn mit dem Zündkabel, das ist ja ganz locker?" Tatsächlich. War nicht fest in der Zündspule. Ich schaute kurz in der Simantik-Seite nach: da stand doch tatsächlich, dass die Zündspule zwar nicht schnell kaputt geht, aber der Dorn, auf dem das Kabel sitzt, gerne abgammelt. Bin dann zum örtlichen Simsonhändler, neue Zündspule besorgt. Als ich die einbauen wollte, musste ich feststellen, dass die Batterie total korrodiert war. Und keine Sicherung eingebaut. Also das auch noch alles besorgt
Dann hab ich letztes Wochenende alles mit dem Schaltplan von Moser eingebaut (falls Herr Moser mitliest: ebenfalls vielen Dank! Super!). Alte Zündspule ausgebaut, der Dorn war offensichtlich kaputt. Beim Einbau der Zündspule stellte ich dann noch fest, dass die Kabel an den Zündspulenkontakten (also Masse/zum Steuerteil) vertauscht waren. Der korrekte Einbau war eine Sache von Minuten.
Und dann, der große Moment - jetzt müsste doch alles richtig sein, wenn´s jetzt nicht klappt, geht ich zur Werkstatt oder das Ding kommt auf den Sondermüll - "Wrumm!". Die Simson geht auf den zweiten Kick an. So schnell wie noch nie. Ein tolles Gefühl - nach über einem Jahr Basteln, Lektüre, Leute befragen, letztlich doch alles hinbekommen zu haben.
Es ist zwar auch jetzt noch viel zu tun (zu langen Krümmer umbauen, Elektrik, Benzinhahn wechseln...). Aber das wird jetzt schon, mit eurer Hilfe, hoffe ich...
Meine Erkenntnis aus der Sache: man sollte sich niemals zu sicher sein, dass ein bestimmtes Problem vorliegt ("Kann ja nur der Vergaser sein). Lieber noch mal einen Schritt zurücktreten und noch mal prüfen ("Liegt es vielleicht doch an der Zündung?"). In diesem Sinne
liebe Grüße
Freaky_freddy