Hallo!
Habe mal ein bisschen im Velosolex Forum gestöbert (siehe Velosolex Tandem). Auch dort wird kräftig an der Restauration alter Mopeds gearbeitet. Nachfolgend habe ich einen kleinen Erfahrungsbericht zum Thema Pulverbeschichtung:
"Hallo Schorsch,
das Pulverbeschichten ist eine Glaubensfrage.
Ich persönlich bin ganz davon abgekommen.
Weniger wegen der fehlenden Originalität bei Oldtimerrestaurationen als aus praktischen Gründen.
Der immer wieder ins Feld angeführte Vorteil der Schlagfestigkeit ist in Wirklichkeit gar keiner.
Eine Pulverbeschichtung ist nur unwesentlich schlagfester als ein guter handelsüblicher PU-Autolack von Herberts oder Glasurit.
Der Unterschied liegt in der Konsistenz von ausgehärtetem Pulver- und Spritzlack.
Die Pulverbeschichtung ist wesentlich zäher als der gespritzte Kollege, was dazu führt, das bei Steinschlag keine Partikel abplatzen.
Was man aber nicht sieht, ist, das sich die Beschichtung flächig vom metallischen Untergrund gelöst hat und nur noch wie eine Blase darüber hängt.
Genau das wird aber zum Problem, denn die Kunststoffbeschichtung ist nicht wasserdicht, sondern zieht Feuchtigkeit regelrecht an, bis die unterhöhlten Stellen als knallhart pralle Wasserblasen dann auch sichtbar werden. Da ist dann aber am Metall schon großer Schaden entstanden.
Sieh Dir mal pulverbeschichtete Stahlrohr-Gartenmöbel an, die über Jahre der Witterung ausgesetzt waren. Bei denen läßt sich das verrottete Metall unter der intakten Beschichtung teilweise mit Daumendruck einbrechen.
Defekte Stellen, falls man sie überhaupt zeitig entdeckt, lassen sich aber nicht gut von Hand nachbessern, da auf dem Pulverlack keine gute Haftung zu erzielen ist.
Vor Jahren war diese Beschichtung bei uns der Hit für die Endurofahrer.
Von denen würde es heute keiner mehr machen.
Weitere Nachteile sind die schlechtere (wellige) Oberfläche und der deutlich(!) geringere Glanzgrad, welcher auch noch bei Beanspruchung stark abnimmt und mit Hausmitteln nicht mehr aufpoliert werden kann.
Durch Korrosion stark zerfressene Metallteile können nicht gespachtelt, sondern müssen fachgerecht gezinnt werden, da der Untergrund nicht nur metallisch leitend sein muß, sondern auch eventuell aufgebrachter Spachtel sich bei den Einbrenntemperaturen verabschiedet. Zumindest oberflächentechnisch.
Das saubere Zinnen ist wiederum eine Kunst für sich. Ich kanns net.
Außerdem (das ist jetzt natürlich von der privaten Werkstatteinrichtung abhängig) ist das ein Verfahren, welches ich nicht mehr selbst ausführen kann, sondern weggeben muß.
Das man mit solchem Kleinkram wie einer Handvoll Motorradteile nicht gerade mit offenen Armen empfangen wird, wird jeder schnell merken, der es versucht. Lackieren kann ich bei mir.
Das Pulverbeschichten ist eine tolle Sache, um verschleißarme Oberflächen im Innenbereich herzustellen. Büro- und Medizinmöbel z.B.
Falls Du trotzdem vorhast, Deine Teile pulverbeschichten zu lassen, frage gezielt nach Beschichtungen für den Außenbereich.
Die ist teurer, aber etwas beständiger gegen Feuchtigkeit und UV-Licht.
Und achte darauf, das alle Teile, vor allem die unregelmäßig geformten, wirklich bis in die Ecken und mit ausreichender Schichtstärke beschichtet sind.
Nachlackierungen von Hand halten auf dem Zeugs nicht und das komplette Entlacken eines beschichteten Teils ist was für jemand, der Vater und Mutter erschlagen hat.
Mein Gegenvorschlag, wenns halbwegs professionell sein soll:
Grundierung > 2-K Decklack
Bei steinschlaggefährdeten Stellen:
Grundierung > überlackierbarer Steinschlagschutz auf Wasserbasis > Decklack (Decklack mit 10...30 % Weichmacher)
Sollte hier doch was abplatzen, siehst Du die Schadensstelle sofort und kannst von Hand Lack nachtupfen.
Bei stark rostnarbigen Teilen 2-K Polyesterfüller vorlegen und schleifen (evtl. mehrfach)
Und: immer alles von einem Hersteller verwenden! Sonst gibts Blasen.
Viel Spaß
Gert"