SR50-B4 zum Gardasee

 
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SR50-B4 zum Gardasee

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Gepostet: 20.08.2010 - 03:46 Uhr  ·  #1
Hallo Community,

vorweg will ich kurz unser Vorhaben "kurzfassen". Geplant war für den Sommerurlaub 2010 eine Tour mit insgesamt 100ccm über die Alpen zum Gardasee zu fahren.

Mein bester Freund und ich hatten die tollkühne Idee als wir im Herbst 2009 fast zeitgleich 2 50erle geschenkt bekamen und dieses Vorhaben umzusetzen wollten. Leider waren unsere "Peetzen" wie sie liebevoll getauft wurden technisch nicht im besten Zustand.

Freund: Vespa PK50 XL Automatica
Ich: Simson SR50-B4

Vorbereitungen Simson
Leider war die Simson in einem richtig üblen, leider völlig verbastelten Zustand. Folgende Teile mussten ersetzt werden:

- Bremsen
- Lenkopflager
- Überholung der Gesamten Elektronik + Zündanlage inkl. Beleuchtung
- Vergaser
- kompletter Antriebsstrang
- Reifen
- Getriebe
- Auspuff + Krümmer (Instandsetzung)
- Motor Komplettüberholung

Angesichts dieser Liste kann fast jeder ablesen, dass es sich fast um einen technischen Neuaufbau handelt. Optische Teile wurden nicht ersetzt, denn ob der Tank/Rahmen/Kotflügel nun Pulverbeschichtet sind oder nicht bringt einen auch nicht übern Berg.

Vorbereitung Vespa
Vielleicht gibt es einige Vespakenner auch unter euch, aber kurzgefasst ist dieses Modell ein gehasstes unter den Vespaliebhabern und man findet so gut wie keine Teile bzw. Know- How in Internetforen zu diesem Modell und wurde zudem auch keine 2 Jahre gebaut!

Getauscht musste an diesem Objekt eigentlich nur 3 Dinge, leider wurde das meinem besten Freund erst 7 Tage vor der abreise klar:
- Zündgrundplatte
- Reifen
- Kupplung

Um nicht zu ausfallend zu werden, aber allein das reicht schon, ohne viel vorkenntnisse 3 lange Nachtschichten einzulegen. Wir hatten das Glück bei einer Probefahrt direkt vor einer Vespa- Privatwerkstatt liegen zu bleiben- Leider genau 7 Tage vor dem Start der Tour. Mit ausgebrannter Auspuffdichtung und undichten Vergaser und defekter Zündung wurden wir vom Bekannten des Vespissimo- Club Ulm Gründungsmitglieds Johannes aufgelesen und in seiner Werkstatt geschleppt. – Passendes Werkzeug und Know- How war also gefunden.

Die noch schlechtere Nachricht, als wir unsere Probefahrt wiederholten blieben wir leider bereits an einem 12%ter hängen, dank der leider sehr leistungsschwachen Vespa. Mein bester Freund meinte, dies läge allerdings noch an Feinabstimmungen am Vergaser. – Das lasse ich mal so stehen!

Nachdem ich aufgrund der Geschwindigkeitsdefizite innerhalb von 15 Minuten noch auf eine niedrigere Übersetzung umgebaut hatte und nach 48stündigem Dauerregen, waren wir dann endlich soweit, dass wir uns sammelten und ich nach Stuttgart zurück fuhr um meine Sachen zu packen.

Geplant war folgende Gepäckaufteilung.
Simson (Mit umgebauten Gepäckträger für die rechte Seite):
- Rechts: Werkzeugkoffer (10Kg)
- Links: kleiner Reisekoffer im Wasserdichten Louis 50 Liter Sack
- Hinten: 30 Liter Wasserdichter Sack für meine Klamotten
- Über dem Motor sollte noch ein 5 Literkanister Sprit

Vespa
- Vorn: Zelt, Isomatten
- Hinten: Campingausrüstung, Gaskocher usw.

Insgesamt waren es somit 35 Kg Gepäck für 2 Mopeds geplant, immerhin wollten wir die Tour 14 Tage lang fahren. Mit einigen „Pässchen“, die man leicht fahren könnte. Dazu später mehr.

Die Route (Vorabüberlegung):
Geplant war von Ulm an der Iller entlang bis Sonthofen zu fahren, von Sonthofen über den „Oberjochpass“ in Bad Hindelang nach Weißenbach am Lech. Von dort über das Hahntenn nach Imst zu fahren, hier sollte sich dann alles Entscheiden. Von Imst sollte es über Sölden, das Timmelsjoch gefahren werden und von Meran über das Gampenjoch nach Trento und von dort zum Gardasee. Wären wir am Hahntenjoch gescheitert hätte es über den Fernpass und den Reschenpass gehen sollen.

Natürlich werden hier jetzt einige mit den Augen rollen, aber ich hatte bereits mit maximaler Gepäckzuladung einige 15% Berge ohne Probleme bestehen können. Und Laut „mündlicher“ Zusage meines besten Freundes, wäre dies auch kein Problem. Nach unserer 2. Probefahrt zusammen, kamen in mir Zweifel auf, ob wir diese Route bestehen würden – Immerhin sehr anspruchsvolle Steigungen – aber der Einwand blieb aus.

So begannen wir also unsere Tour am 9.8.2010 um 7 Uhr. Ohne zu Frühstücken, beladenen Maschinen ging es los. Das Wetter war genial. Sonnenschein, 25°C – perfekt.






Die erste Mahlzeit nahmen wir in Memmigen vor dem Kino bei einer chinesischen Imbissbude ein. Tipp: für 6€ bekommt man hier etwas auf einen Teller gezaubert, das man nicht mit einer gewöhnlichen Currywurst vergleichen kann.



Leider verfuhren wir uns hier etwas und so schlugen wir uns nach „Isny“ durch und von dort nach Immenstadt – eine wunderschöne strecke über richtig schöne Kuhdörfer.



Leider mussten wir kurz vor Immenstadt unseren ersten Berg fahren und so kam es, dass so langsam die Einsicht von meinem besten Freund kam, dass die Alpen bzw. das Allgäu eben keine Hügel in Ulm sind und musste seinen ersten Berg hochschieben, der von mir locker im 2. Gang genommen wurde. – wer seine Vespa liebt, der schiebt :X

Allerdings bot sich uns dann nach einer herrlichen Bergabfahrt, ein wunderschöner Blick auf den Alpsee, bei schönstem Wetter



Weiter ging es durch die völlig überfüllte Innenstadt von Immenstadt, Motorradfahrer Kopfschüttelnd, aber dennoch grüßend kamen uns entgegen und wir fuhren so langsam aber sicher unseren ersten großen Anstieg entgegen. Der Oberjochpass. Steigung 6,5% im Mittel. Den meine Simson im 3. Gang nehmen konnte. Leider ging der Vespa bereits hier dermaßen die Luft aus, dass diese mit geschätzten 5 km/h den Berg hochzuckelte und ich so ziemlich niedertourig von hinten Anschiebe-Hilfe leistete. Meine Enttäuschung innehaltend machten wir am Parkplatz pause und uns bot sich genau die Aussicht wieso wir diese Tour starten wollten:



Da es bereits sehr spät war und wir nicht darauf hoffen wollten im Tannheimer Tal einen Campingplatz zu suchen, beschlossen wir in Oberjoch unser Nachtlager aufzuschlagen. – Der Platz war soweit okay. Eine sehr nette „Herbergsmutter“ macht die kurze Einweisung und wir machten leider als sehr erfahrene Camper wieder einen „Fehler“ – den wir nicht hätten machen sollen: Mitten auf einer Steinwiese das Zeltaufschlagen und tranken kurz darauf unser erstes Tourbier!



Die Nacht war leider bitter kalt, wir konnten ewig nicht einschlafen und ich muss mir irgendwann so den Pelz verkühlt haben, dass ich mir eine „leichte“ Erkältung einfing.

Geduscht ging es um 8 Uhr weiter. 10 Minuten später passierten wir die Deutsch – Österreichische Grenze und nutzten die Möglichkeit noch mal das Gepäck umzuladen und ich machten den Vorschlag unsere Route doch eher auf die „Windel- Kategorie“ umzuplanen und über den Fernpass und den Reschenpass zu fahren.

So fuhr die Simson also mit dem größten Gewichtsnachteil. Insgesamt von 30Kg.



Auf der Vespa befanden sich zu diesem Zeitpunkt 2 Isomatten, das Zelt und mein Stativ für schöne Fotos. – Gefühlt ein Fliegengewicht – mal davon abgesehen das ich ca. 100 Kg wiege fuhr die Simme so vollgetankt also mit locker 220 Kg durch die Gegend.

In Weißenbach am Lech angekommen, musste an der Vespa noch mal das Standgas eingestellt werden und wir wurden von einigen netten Motorradfahrern angequatscht wohin es geht. Am Fernpass (Reutte) angekommen, tat es dann einen schlag und die Vespa wurde zum Panzer.

Die Auspuffdichtung – schon wieder! Leider lässt sich diese nur, wenn das Hinterrad abmontiert ist und liegend, anbringen.



Was leider zur Konsequenz hat, dass man erst den Vergaser leerlaufen lassen muss, die Maschine abkühlen und anschließend über 3 Ecken die Schrauben befestigt werden müssen.

Die Reparatur hat somit ca. 1 ½ h gebraucht, da der gesamte Motorraum dermaßen heiß war, das es lange gebraucht hat bis man mit den Händen ran konnte.

Leider bemerkten wir auch den heftigen Schwerlastverkehr auf dem Pass – genau deshalb wollte ich hier nicht entlang. Aber die Vespa packte das bisschen Steigung tadellos, allerdings zogen langsam Wolken auf.

In Leermoss besserte sich das Wetter und es entstand dieses faszinierende Foto.



Die Strecke ab Nassereith wurde dann zum Glück wieder Peetzenfreundlicher und wir steuerten nach langen Bergabpassagen Landeck an. Leider war es bereits in Landeck schon 15:00 so dass uns keine Zeit blieb den Reschenpass noch bei Hellem zu überqueren und das Zelt aufzubauen.

Also beschlossen wir in Prutz auf einem „4 Sterne“ Campingplatz halt zu machen und unser Zelt um 16:30 auf einer 1A++ Wiese aufzubauen.



Und machte am Abend noch dieses Panorama



Leider sollte das der letzte Abend sein, der gut zu Ende ging. Später zogen heftige Regenwolken auf und es schüttete wie aus Eimern. Leider wachte ich um 6 Uhr in der früh in einer Wasserlache auf. – Zum Glück wurde nichts nass außer dass Fußende des Schlafsacks und völlig aufgewühlt bauten wir im strömenden Regen ab, aßen noch schnell ein Frühstück und machten uns auf die erste Route mit der alles steht oder fällt. – Der Reschenpass. Voraussetzungen waren sehr schlecht: Regen, kalt, die Simme spuckte als wir an einer „Umleitung“ anhalten mussten. Die Umleitung verhieß für uns nichts Gutes. Die Rampe zum Reschenpass war gesperrt. – Steinschlag und mussten so weiter bis in die Schweiz nach Martina fahren. – wäre hier auch gesperrt gewesen hätten wir wohl über den Ofenpass gemusst, ein Stück das wir nicht geschafft hätten. – Zum glück behielt mein Kumpel die Nerven und wir bogen so in Martina nach Nauders ab. Leider spuckte die Simme hier wieder etwas am Berg, der Vergaser lief kurz über. Etliche Serpentinen gingen den Berg rauf – mit recht guten anstiegen, wo ich glaubte das mein Kumpel das nicht packen wird, aber kurioserweise und zu meiner Überraschung zog die Vespa doch den Berg rauf, von der Steigung her, mehr wie in Bad Hindelang – die Umschichtung des Gepäcks hat sich bewährt – Die Simme lief ohne Probleme noch im 2. Gang! Oben auf 1400m Angekommen. Machten wir erstmal rast um die Maschinen abzukühlen und studierten die Karte – die Simme lief ab Anstieg auch wieder völlig normal! 4 Franzosen klatschten bei unserer Ankunft Beifall und man versuchte sich mit Händen und Füssen zu verständigen und wir machten unser Reiseziel klar.

Der Reschenpass ist eher unspektakulär – um ehrlich zu sein: Langweilig, die Abfahrt nach Malles gleicht fast einer „Autobahn“. Sehr viel Verkehr - der einzige Funfaktor, den man auf dieser Abfahrt hat: Vollstoff. – Zum sehen gibt’s wenig

Hier die völlig ausgeschlachtete Sehenswürdigkeit am Pass.



In Malles angekommen schlug uns dann die Mediterane Luft entgegen, gefühlte 35°C 99% Luftfeuchtigkeit bis zum abwinken und eine Wunderschöne Tour bis nach Meran.

Tipp: nicht auf der Hauptstraße: durch das Tal führt neben dran eine wunderschöne Straße durch die Apfelplantagen. – Traumhaft.

In Meran angekommen, schauten wir das erste Mal auf unsere ADAC Straßenkarte und machten uns Gedanken wie wir nach Trento kommen würden und machten an einer absolut geilen Currywurstbude halt.



Tipp: die ADAC Straßenkarte ist mit Steigungswerten versehen. – Allerdings glaubt diesen Werten nicht! Wir hatten den Gedanken gefasst über das Gampenjoch zu fahren, auf unserer Karte ist dieser Pass mit einer 5 Markiert gewesen - Der Oberjochpass mit einer 6,5%. Kurze Steile Anstiege aus der Norm sind gesondert gekennzeichnet mit exakten Steigungsraten. In Lana bogen wir also Richtung St. Felix ab und es ging kontinuierlich den Berg hoch.

Völlig irre Motorradfahrer fahren hier teilweise mit gefühlten 250km/h lang und das bei einsetzenden Starkregen. Die Krux an diesem Pass ist, anfangs eher „leicht“ zum Ende hin wird er etwas steiler – aussichtstechnisch bietet dieser Pass gar nichts! – hätten wir uns laut der Karte auch anders vorgestellt da dieser dauerhaft als Panorama Straße ausgewiesen wurde.

Ab der hälfte blieb dann auch noch dank der Steigung die Vespa stehen und mein Kumpel, zu eitel sich abschleppen zu lassen schob. Ich fuhr weiterhin den Berg im 2. Gang hoch.

Langsam aber stetig. Oben angekommen – völlig ausgepowert und entnervt war mein Kumpel nur noch am Fluchen! Vespa Fahrer eben :X (Ist der Berg zu steil, ist der Berg schuld) Allerdings hatten wir uns durch den Pass einen kleinen Vorteil verschafft, - nämlich Bozen vollständig zu umfahren. – Was wir auf der Rücktour nicht taten. (Vorweg: die Strecke zwischen Meran und Bozen endet immer auf der Autobahn wenn man der Beschilderung folgt!!!)



Der Pass hat eine recht gleichmäßige Steigung von 7% und eine maximale von 8,5%. Man überwindet allerdings auf 17km 1200m. Anfangs erhält man ein schönen überblick über Meran und dass bis es dann in den Wald abknickt – ab hier beginnt auch der Steilere Teil auch das eintönigste. Nur Wald!

Anschließend folgt ene wunderschöne und lange Bergabfahrt.

In San Michele all’Adige angekommen beschlossen wir um 14:30 vollständig bis zum Gardasee durchzufahren, doch kam uns gleich die nächstere Herausforderung entgegen.

Irgendwie landeten wir hier auf einer art Schnellstraße die ich heute noch B10 nenne (stark befahrene Bundesstraße um Stuttgart). – 50 km Vollstress im mittlerweile einsetzenden italienischen Feierabendverkehr. Ab hier war ich froh mir den „Luxus“ geleistet zu haben 2 Rückspiegel an meine Peetze gebaut zu haben.

In Trento irrten wir ein wenig um her und suchten die Straße in Richtung Riva del Garda und fuhren durch eine anfangs wunderschöne Schlucht plötzlich wieder an unserer heiß geliebten „Bundesstraße“ und mussten zudem noch durch 2 Tunnel mit Steigung (Vespa olé olé) und Feierabendverkehr. Die Tunneldurchfahrt war der reinste Höllentrip. – wollten allerdings vermeiden wieder die Vespa schieben zu müssen und sind deshalb nicht über die Berge!

Ein fataler Fehler. Kurz nach dem Tunnel musste ich meine Simson abstellen und auskühlen lassen. Der Grund war, dass ich mich aufgrund der Tunneldurchfahrt hinter die Vespa gesetzt habe und meinem selbstgebauten Warnblinker hinter die Vespa gesetzt habe. Allein aus sicherheitstechnischen Gründen, da dieser Tunnel so gut wie nicht beleuchtet war.

Die Fahrt nach Riva del Garda entschuldigte ab hier allerdings alles: Traumhafte abendliche Luft und Peetzen die liefen als würde es keinen „morgen“ mehr geben. – Auch die Sonne war wieder zu sehen.

Und in Riva del Garda angekommen waren wir dann unendlich Glücklich die Strecke geschafft zu haben – Auch wenn es nach meinen Erzählungen sich etwas enttäuscht anhört, war es bis dort hin eine sehr nette Herausforderung.



Das Zelt direkt gegenüber von Limone aufgeschlagen, wer etwas abstriche beim Komfort des Zeltplatzes machen kann, findet hier einen wunderschönen Campingplatz Camping Alpino. – Terassenförmig am Berg und einen wunderschönen Blick auf Limone + Berge



Direkt aus dem Zelt heraus fotografiert am nächsten Abend, den gesamten Tag über taten wir nichts, außer Biertrinken, relaxen, essen schwimmen gehen.

Insgesamt hatten wir also 3 Tage gebraucht um zum See zu kommen. Doch die Freude über das Erreichte wehrte nicht lange

Dieser Abend gehörte zu den besten denn bereits in der Nacht sahen wir das Wetterleuchten – ein weiteres Gewitter mit Regen heranziehen. – Doch was dann kam war wesentlich heftiger:

Bereits nach 20 minuten nach einsetzen des Starkregens, bemerkten wir wie sich unter unserem Zelt eine ca. 5 cm hohe Wasserblase bildete und hatten so den Komfort des Abends endlich in einem Wasserbett zu schlafen. – Zum Glück hielt das Zelt den gesamten Urlaub über dicht, denn das musste es auch:

Donnerstag Regen, Freitag Regen … aber nicht nur mal eben Regen, sondern 24h lang regen. Als am Freitagabend die Sonne am kurz zu sehen war, war die Freude natürlich sehr groß endlich für den Samstag schönes Wetter zu haben um wenigstens ein bisschen um den Gardasee zu fahren.

Das Spektakel wehrte leider nur wenige Minuten, da die Sonne bereits hinterm Berg verschwand.




Wir erlebten eine lauwarme Sternenklare Nacht mit einem Wunderschönen Moment: Wir konnten noch die Reste der Perseiden beobachten und zählten die Sternschnuppen. Bei ca. 50 war das Wünschen für gutes Wetter auf den nächsten Tag dann irgendwann zuviel und ich ging mit meiner Mega Grippe ins Bett.

Der Samstag verlief folgendermaßen:
Ich verließ um 7 Uhr das Zelt, ging um 7:15 bei Stahlblauem Himmel wieder ins Zelt. Wachte wieder um 9:00 bei Dauerregen auf.

Frust!!!

Am Sonntag war abreise Tag und uns erwartete eine wunderschöner Tag – blauer Himmel – Top Fahrwetter und machten uns viel zu spät auf den Weg.




In Bozen angekommen steckten wir bereits wieder in unseren Regenklamotten und waren nicht nur enttäuscht sondern stinke sauer – Wetter zum Eierabschrecken! Es regnete in Strömen, die Karte völlig durchweicht beschlossen wir in Meran ins Hotel zu ziehen.

- Furchtbar, so war das nicht geplant!

Wir schalteten den Fernseh ein, schauten ORF Wetternachrichten und durften erfahren dass uns morgen in 1500m Höhe flockige 5°C erwarten, eine Unwetterwarnungen in Österreich auf uns warteten und sahen Chaostage in Landeck!

Mit einem Fön trockneten wir die Karte und verließen uns einmal mehr auf die Prozentangaben der ADAC Karte und suchten eine Umgehung für den Fernpass, die uns Zeittechnisch voranbringt. – geschafft waren bis hier 120km.

Wir diskutierten und mein Kumpel machte den Vorschlag über den Arlberg zu fahren – immerhin war der Hinweis auf der Karte wieder mit einer flockigen 5 ausgeschrieben.

Ich fragte 10 mal nach ob er meint dass seine Maschine das noch packt, da ich den Pass im aus dem Skiurlaub kannte.

Der Reschenpass ist kurz erzählt:
Kalt – Regen – 7°C – Nebel Fernsicht: Fehlanzeige

In Prutz kam es dann wieder „Dicke“:



Gebrochene Auspuffhalterung an der Vespa, defekte Dichtung – fehlende Schrauben! – „Vespa… wie ick Dir liebe“

In Landeck bogen wir mit geflickten und ich mit innerlicher Zorneswut auf die Vespa Richtung St. Anton ab. Anfangs ging es locker flockig den Berg rauf und mussten noch mal Tanken. Der Tankwart schon völlig des Blickes nicht mehr trauend bogen wir dann Richtung Arlbergpass ab.

Da Bilder mehr sprechen als Worte:


So sieht man aus, wenn man 2 km seine Vespa nen 10% Berg schiebt :X – naja wie ich aussah: relativ relaxt. Ich durfte endlich mal die Grenzen der Simson SR50 austesten.

Und habe die Genehmigung erhalten das Abschleppseil startklar zu machen und es ging weitere 5 km Bergauf – ohne Schieben! – Im Schlepptau – Vespa, Gepäck, Kumpel…

Im 1. Gang mit vollem Gepäck und Vespa im Schlepptau und Reserven waren immer noch da – immerhin hatte im Werkzeugkoffer noch die kleinste „Bergübersetzung“ liegen die man „kurzfristig“ einbauen kann. – Aber auch so musste ich zusehen das ich im 1. Gang die Drehzahl nicht voll ausreize.

Montiert war ein 31er hinten, 13 für vorn.

Oben angekommen, waren wir dann echt glücklich und haben den höchsten Punkt unserer Route überwunden



Wie am Wetter zu erkennen, es war wieder Regen, Kalt, Nebel, - Einfach ein scheiss Wetter. – wie bereits seit einigen Tagen.

Am Pass angekommen ging es dann weiter Richtung Bludenz, Feldkirch in Richtung Bregenz. Um dann hier die Entscheidung zu fällen, nach weiteren Stunden im Regen auf der Peetze, bis nach Ulm weiter zu fahren.



Hier das Bild um 2:30 – angekommen sind wir in Ulm dann nach 18h fahrt, die Karte völlig im Regen aufgelöst und über zig Umwege und somit mehr als 400km an einem Tag 3 Ländern sind wir dann endlich angekommen.



Völlig fertig, entkräftet und mit Grippe geschwächt! Zeitweise hatte ich laut Thermometer 38° Fieber!

Fazit: Es war definitiv ein Erlebnis, die ganze Show abgefahren zu sein. Enttäuscht bin ich leider etwas weil ich nicht den Berg der Berge fahren konnte, dank des Wetters und meiner Grippe die ich über die Alpen schleppen durfte. Aber auch so wars eine sehr lohnenswerte Sache. Immerhin macht man das nicht alle Tage, mit insgesamt 50ccm und keinen 5 PS über die Alpen zu kommen und vor allem bei den widrigen Verhältnissen. – Mein Kompletter Klamottensatz war Nass.

Was ich für solche Touren allerdings empfehle, auch noch Campen zu wollen am Gardasee überreizt die Sache vom Gepäck doch ganz ordentlich, wer sich den Luxus leisten kann, sollte mit leichtem Gepäck fahren und in Pensionen, oder Jugendherbergen absteigen.

Achja: Die Simson hat ohne einen einzigen Schraubenschlüssel angesetzt zu haben durchgehalten. Mal abgesehen vom klemmenden Choke Bowdenzug der sich irgendwie beim Einlenken verhackt haben muss, lief die Büchse Anstandslos.

Das Lustigste ist allerdings der Blick der Deutschen Urlauber/ Motorradfahrer am Gardasee wenn sie das Deutsche Versicherungskennzeichen sehen.

Grüße

Sacki / Christian


PS: Im Nächsten Jahr wird die Simme das Stilfser Joch fahren. Allerdings allein und bei gutem Wetter ;-)
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Re: SR50-B4 zum Gardasee

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Gepostet: 20.08.2010 - 08:26 Uhr  ·  #2
tolle Leistung, Respekt :klatsch: :klatsch:

sehr schöner Bericht ,schade das das Wetter nicht mit gespielt hat. Vielleicht wird es ja nächstes Jahr Besser
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Re: SR50-B4 zum Gardasee

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Gepostet: 20.08.2010 - 10:22 Uhr  ·  #3
Auf jeden Fall habt ihr richtig was erlebt.
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Re: SR50-B4 zum Gardasee

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Gepostet: 21.08.2010 - 00:11 Uhr  ·  #4
Da habt ihr doch einiges erlebt. Toll! :D
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Re: SR50-B4 zum Gardasee

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Gepostet: 21.08.2010 - 04:04 Uhr  ·  #5
Geile Fahrt, geile Bilder :D

Und ich breche auch eine fette Lanze für die Simmes:
Von 50 Kreidler-Kubik bis 1100 BMW-Vierzylinderkubik hatte ich in 34 Jahren noch nie so viel echten Langstrecken-Fahrgenuss wie mit meinem Samson.

PS: Nur für euch kaufe ich mir doch noch ein Foto-Handy ;)
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Re: SR50-B4 zum Gardasee

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Gepostet: 21.08.2010 - 08:50 Uhr  ·  #6
Tolle Leistung, Respekt von mir dafür.

Und ein Erlebnis von dem Ihr Euren Enkeln noch erzählen könnt. :biggthumpup:
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Re: SR50-B4 zum Gardasee

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Gepostet: 21.08.2010 - 12:00 Uhr  ·  #7
Respekt :klatsch: :klatsch: :klatsch: :biggthumpup:
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